Stille Revolution. Von der Verrechtlichung neoliberaler Verhältnisse in der EU
Barbara Eisenmann, Deutschlandfunk

Über die marktkonforme Demokratie (oder Fassadendemokratie?) in der EU (via).

Der Geldbote von Amorgos
Michalis Pantelouris, Die Zeit

An meinem dritten Tag auf Amorgos zerrt der Meltemi, der sommerliche Nordwind, an den Bäumen und Büschen im Hof der Schule. Vor der Tür stehen Männer und Frauen, Alte und Junge in einer langen Schlange. Sie sind gekommen, um ihre Stimme abzugeben, die Schule ist das Wahllokal. Es ist der Tag des Referendums, der Tag, an dem die Griechen über die Forderung der Gläubiger nach einer Fortsetzung der Sparpolitik abstimmen, mit Ja oder Nein.

Pantelouris gelingt es in seinem Artikel über die 2000-Seelen-Inseil Amorgos, die Mikroebene mit der Makroperspektive auf die Griechenlandkrise zu verbinden. Mit Details aus dem Alltagsleben hinterfragt er die Gewissheiten (deutscher) Kommentatoren.

Das Leben nach dem Tod in Utøya
Lara Fritzsche

Da stand er am Ufer, das Gewehr in der Hand, den Blick aufs Wasser gerichtet, das nächste Opfer wählend. Sie im Wasser, die nackten Beine eiskalt, das Sweatshirt nass und schwer, das iPhone zwischen den Lippen, ziemlich sicher, dass sie gleich sterben musste.

(via)

Gatsby in New Delhi
Siddhartha Deb, n+1

Dieser Text von 2010 ist weniger das Porträt eines Mannes – Arindam Chaudhuri – als das der indischen petite bourgeoisie, die sich von den Verheißungen seiner business school locken lassen.

The Web We Have to Save
Hossein Derakhshan

Sechs Jahre war der Autor im Iran inhaftiert – u.a. weil er ein Blog schrieb. Das Internet von heute mit der Dominanz der Sozialen Netzwerke ist ihm fremd, es habe seine Seele verloren:

I can’t close my eyes to what’s happening: A loss of intellectual power and diversity, and on the great potentials it could have for our troubled time. In the past, the web was powerful and serious enough to land me in jail. Today it feels like little more than entertainment. So much that even Iran doesn’t take some — Instagram, for instance — serious enough to block.

Eine deutsche Übersetzung findet sich auf Zeit Online.

 

Alzheimer on the Road
Juliane Schiemenz, Reportagen

Ein berührender Text über die Autorin, ihren alzeimerkranken Vater und die emotionalen Konflikte in die einen eine solche Krankheit bringt.

Deutsche Sphinx
Heribert Prantl, Süddeutsche Zeitung

Prantl beschreibt Schäuble als Machtmenschen, der Disziplin will und Schwächen anderer nicht ertragen kann. Er hilft etwas besser die aktuelle Rolle Schäubles zu verstehen.

Kurze Geschichte der europäischen Zukunft
Robert Menasse, Eurozine

Menasse schreibt, dass die europäische Einigung nur zum Teil ein Friedensprojekt sei, sondern vor allem der Anspruch, Nationen und Nationalismus zu überwinden. Doch dieses Ziel habe man aus den Augen verloren:

Wäre François Hollande imstande, Mitterands Satz „Le nationalisme c’est la guerre“ frei heraus zu sagen? Würde es Angela Merkel wagen, den Satz von Walter Hallstein „Das Ziel ist die Überwindung der Nationen“ zumindest zu buchstabieren?

Der Raser
Constantin Seibt, Tages-Anzeiger

Ein sehr positives Porträt von Alexis Tsipras mit interessanten Beobachtungen:

„Tsipras ist ein halbes Jahr im Amt. Und es wirkt wie ein halbes Jahrhundert. Einerseits, weil so viel, andererseits, weil fast nichts passiert ist. In der Griechenland-krise herrscht ein rasender Stillstand. Allein die letzten zwei Wochen lesen sich wie ein LSD-Trip.“

The cult of Vice
Chris Ip, Columbia Journalism Review

„Vice has mastered the mass production of authenticity for profit“, schreibt der Autor. Mit dieser Authentizität erreicht Vice auch jüngere Nutzer, die kaum klassische Nachrichtensendungen konsumieren. Doch einen gangbaren Weg zwischen Unterhaltung und Journalismus zu finden, ist eine Herausforderung für die Rampensäue von Vice.

Mau Mau
Radiolab

Nicht viel war bis heute bekannt über die Archivdokumente der Britischen Kolonialverwaltung, die nach der Unabhängigkeit der jeweiligen Ländern nach Großbritannien gebracht wurden. Die Geschichte der kenianischen Mau-Mau-Rebellen brachte Hunderte von Kilometern an Archivdokumenten ans Licht. In der Sendung werden Historiker zitiert, die davon ausgehen, dass große Teile der britischen Kolonialgeschichte neu geschrieben werden muss.

A Radical Vatican?
Naomi Klein, The New Yorker

Eine linke Feministin im Vatikan – how shocking! Naomi Klein war eingeladen worden, um mit über die Klima-Enzyklika des Papstes zu diskutieren. Als Außenseiterin wirft sie einen sehr interessanten Blick auf diesen Text und die Kirche, die ihn hervorgebracht hat. Spannend ist auch ihre Einschätzung, warum sich der Vatikan von anderen Akteuren unterscheidet:

People of faith, particularly missionary faiths, believe deeply in something that a lot of secular people aren’t so sure about: that all human beings are capable of profound change.

Meet the Goldman Sachs banker who got rich getting Greece into the euro
Jim Armitage

Reports suggest she was paid up to $12m a year by the time she was named co-head of the investment banking group.